Die Brunftzeit der Rothirsche ist zweifellos eines der faszinierendsten und imposantesten Naturereignisse, das in unseren Wäldern jedes Jahr im Herbst stattfindet. Dieses beeindruckende Schauspiel der Natur zieht nicht nur Naturliebhaber und Fotografen in seinen Bann, sondern ist auch für die Rothirsche selbst von entscheidender Bedeutung. Es ist die Zeit, in der die Hirsche um die Gunst der Weibchen wetteifern und mit lautem Röhren und kraftvollen Kämpfen ihre Stärke demonstrieren. Begleiten Sie uns auf eine Reise in die Welt der Rothirsche, und erfahren Sie, warum die Brunftzeit ein absolutes Highlight in der Tierwelt darstellt.
Was ist die Brunftzeit und wann findet sie statt?
Die Brunftzeit, auch als „Paarungszeit“ bezeichnet, beginnt bei den Rothirschen in Mitteleuropa typischerweise Anfang September und dauert etwa fünf bis sechs Wochen. In höheren Lagen, wie im Alpenraum oder in Schottland, verschiebt sich die Brunft um einige Wochen nach hinten und findet meist im Oktober statt. Während dieser Zeit ändern sich nicht nur das Verhalten der Hirsche, sondern auch ihre sozialen Strukturen und die Rangordnungen innerhalb der Rudel.
Die Rothirsche leben das ganze Jahr über in geschlechtlich getrennten Rudeln, die gegen Ende des Sommers beginnen, sich aufzulösen. Der Hormonzyklus der männlichen Tiere führt dazu, dass sie sich vom sogenannten Kahlwild – also den weiblichen Hirschen und den jungen Männchen ohne Geweih – trennen. Während der Brunft sammeln sich mehrere männliche Hirsche um die Kahlwildrudel, um ihre Rivalen zu beeindrucken und sich das Recht auf die Paarung zu sichern.
Das beeindruckende Röhren der Hirsche: Ein akustisches Duell
Eines der markantesten Merkmale der Brunftzeit ist das laute Röhren der männlichen Rothirsche. Dieses eindrucksvolle Geräusch, das kilometerweit zu hören ist, dient sowohl der Kommunikation mit den Weibchen als auch der Abschreckung von Rivalen. Die Intensität und die Tiefe des Röhrens geben Aufschluss über die Stärke und das Alter des Hirsches. Junge und unerfahrene Hirsche lassen sich oft schon durch das Röhren eines älteren Platzhirsches einschüchtern und ziehen sich zurück.
Doch das Röhren allein reicht nicht immer aus. Wenn zwei Hirsche aufeinandertreffen, die beide Anspruch auf das gleiche Rudel erheben, kann es zu erbitterten Kämpfen kommen. Diese Kämpfe sind ein faszinierendes Spektakel, bei dem die Tiere ihre Geweihe ineinander verhaken und mit aller Kraft versuchen, den Rivalen zu Boden zu zwingen.
Die Kämpfe der Rothirsche: Ein Kraftakt der Giganten
Während der Brunftzeit geht es für die Hirsche nicht nur um die Paarung, sondern auch um die Demonstration ihrer Stärke und Dominanz. Die Kämpfe, die dabei stattfinden, sind ein beeindruckendes Schauspiel der Natur. Zunächst treten die beiden Kontrahenten in einem regelrechten „Rufduell“ gegeneinander an, bei dem sie ihre Lautstärke und Ausdauer unter Beweis stellen. Dieses akustische Duell steigert sich, bis die Hirsche schließlich aufeinander zugehen und ihre Körperhaltung immer angespannter wird.
In der Regel nähern sich die Tiere langsam, indem sie sich gegenseitig die Breitseite zeigen, um ihre Größe und Statur zur Schau zu stellen. Dies ist eine letzte Warnung an den Gegner, bevor es zum eigentlichen Kampf kommt. Wenn keiner der beiden Hirsche nachgibt, verhaken sie ihre Geweihe und beginnen ein kräftezehrendes Schieben und Drücken. Der Kampf endet oft erst, wenn einer der beiden Hirsche erschöpft aufgibt und das Feld räumt. Diese beeindruckenden Kämpfe sind jedoch selten tödlich, da die Hirsche darauf bedacht sind, schwere Verletzungen zu vermeiden.
Der Platzhirsch: König der Brunftzeit
Der Sieger dieser Kämpfe darf sich als Platzhirsch bezeichnen. Dieser Titel ist nicht nur ein Symbol für die Dominanz des Hirsches, sondern bringt ihm auch das Recht ein, sich mit den Weibchen seines Rudels zu paaren. Der Platzhirsch ist oft leicht zu erkennen: Mit stolz erhobenem Kopf und einem kraftvollen, wiegenden Stechschritt hält er sein Rudel zusammen. Dabei ist er ständig darauf bedacht, potenzielle Rivalen auf Abstand zu halten und sein Revier zu markieren.
Das Markieren des Territoriums spielt während der Brunft eine wichtige Rolle. Der Platzhirsch nutzt dabei nicht nur Urin, sondern auch spezielle Drüsensekrete, um seinen Geruch im gesamten Revier zu verbreiten. Dieses Verhalten signalisiert den anderen Hirschen, dass dieses Territorium bereits beansprucht wird und sie sich besser fernhalten sollten. Manche Hirsche suhlen sich sogar in ihrem eigenen Urin, um ihren markanten Geruch noch intensiver zu verbreiten.
Die Paarung: Krönender Abschluss der Brunft
Nachdem der Platzhirsch seine Rivalen erfolgreich vertrieben hat, beginnt die eigentliche Paarung mit den Weibchen. Um das Interesse der Hirschkühe zu wecken, beschnüffelt und leckt er ihre Geschlechtsteile. Wenn das Weibchen paarungsbereit ist, zeigt es dies durch eine gebogene Rückenhaltung und leicht eingeknickte Hinterläufe. Dann darf der Platzhirsch das Weibchen besteigen und die Paarung vollziehen. Die Tragzeit eines befruchteten Weibchens beträgt etwa 230 Tage, und in der Regel wird nur ein einziges Kalb geboren, das von der Mutter aufgezogen wird.
Fazit: Ein unvergessliches Naturerlebnis
Die Brunftzeit der Rothirsche ist ein unvergleichliches Naturschauspiel, das jedes Jahr im Herbst stattfindet. Für die Hirsche ist es eine Zeit des Wettkampfes, der Rivalität und der Fortpflanzung. Für uns Menschen bietet die Brunft die Möglichkeit, die Kraft und Anmut dieser beeindruckenden Tiere aus nächster Nähe zu erleben. Ob das donnernde Röhren der Hirsche, die kraftvollen Kämpfe oder die majestätische Haltung des Platzhirsches – die Brunftzeit ist ein Erlebnis, das man nicht so schnell vergisst.
Für alle Naturbegeisterten, Fotografen oder auch einfach nur Spaziergänger ist diese Zeit eine besondere Gelegenheit, in die faszinierende Welt des Rothirsches einzutauchen. Lassen Sie sich von diesem Schauspiel verzaubern und erleben Sie die Hirsche in ihrer ganzen Pracht!